Kein Tiroler stieß die 7,26 kg je weiter als Leo Jäger!
Manche Rekorde sind scheinbar für die Ewigkeit. Aber letztendlich warten auch diese Rekorde nur auf neue außergewöhnliche Athleten die im Stande sind, die bisherigen Einträge in den Rekordbüchern mit ihren Leistungen auszulöschen. Leonhard Jäger vom SV Reutte Leichtathletik ist so ein hoffnungsvoller Athlet, der nach über einem halben Jahrhundert einen Uraltrekord aus den Rekordbüchern verschwinden ließ. Am vergangenen Wochenende verbesserte er mit der 7,26 kg schweren Kugel beim U23 Länderkampf im Rahmen des ALPE-ADRIA-GAMES in Pordenone (ITA) den 50 Jahre und 5 Tage alten Tiroler Rekord der Allg. Kl. im Kugelstoß von Ferdinand Reich (15,97m vom 14.07.1974) auf 16,01m.
Bereits in den letzten beiden Wochen zuvor ließ Leonhard aufhorchen. Zuerst als er bei den Österreichischen U23-Meisterschaften in Eisenstadt einen weiteren Ewigkeitsrekord (Kugel U23 männlich - aufgestellt vor 47 Jahre) eliminierte und dann als er im Wochenrhythmus mit 17,52m eine neue tiroler U20-Bestweite mit der 6 kg Kugel bei den Bayerischen Meisterschaften der U20 in Erding erzielte. Sich also auch hier den Eintrag in die Rekordbücher sicherte.
Wenn ein Athlet wie Leonhard, der eben noch in der U20-Klasse startberechtigt ist, Rekorde in den höheren Altersklassen bricht, dann ist sein weiteres Potential klar ablesbar. Die gute Arbeit, die er gemeinsam mit seiner Trainerin Karin Witting in Reutte in den letzten Monaten geleistet hat, zeigt sich auch deutlich bei den Weitensteigerungen von 2,24 m mit der 6 kg Kugel und 2,14 m mit der 7,26 kg Kugel. Die Umstellung der Stoßtechnik von Angleiten auf die Drehstoßtechnik im Herbst letzten Jahres hat zusätzliche Möglichkeiten im Training eröffnet.
Auch in organisatorischen Belangen wurde hier in den letzten Monaten vom SV Reutte Raiffeisen ganze Arbeit geleistet. Ein von Holzbau Saurer eigens angefertigter Kugelstoßring wurde über den Winter in einem Stadel der Agrar Pflach aufgestellt und es konnten somit auch über die Wintermonate hinweg das Techniktraining forciert werden. Es war dort zwar nicht warm, aber es war trocken und schneefrei. Aus Platzgründen mussten die Stöße in ein Diskusnetz absolviert werden.
Er verbesserte in dieser Zeit auch seine Kraftwerte enorm. So steigerte er sich im Bankdrücken von 120 kg auf 160 kg. Bereits in der Hallensaison gab es schon die ersten Erfolge. Steigerungen von jeweils ca. 1 m mit der 6 kg Kugel und der 7,25 kg Kugel waren die Folge.
Die Motivation für die harte Arbeit schöpft Leonhard aus seinem selbstgesetzten Ziel für 2024. Der Qualifikation für die Teilnahme an der U20 Weltmeisterschaft in Lima wird derzeit alles untergeordnet. Besuche in der Kraftkammer um 6 Uhr (noch vor der Schule) waren hier einmal pro Woche ebenfalls unterzukriegen. In dieser Phase war auch seine Trainerin Karin Witting gefordert, neben den wiederkehrenden Übungen immer wieder neue Impulse zu setzen und die Abwechslung im Training hoch zu halten. Nachdem beim ersten Wettkampf im April in Memmingen die 6 kg Kugel bereits über 17 m flog, war dies bereits eine Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein.
Aktuell geben die Erfolge Leonhard Recht, dass er nach der Tiroler Meisterschaft seine Technik wieder auf das Angleiten umgestellt hat. Seine Trainerin und auch einige WurftrainerInnen aus dem In- und Ausland sehen aber langfristig ein höheres Potential in der Drehstoßtechnik, welche jedoch in den Bewegungsabläufen komplexer ist und es daher seiner Zeit bedarf diese zu beherrschen.
Mit der bereits erprobten Technik des Angleitens möchte Leonhard jedenfalls noch bis 5. August das Limit für die U20 WM in Lima erreichen. Für die weiteren Ziele wird es aber nötig sein, sich auf eine Technik festzulegen und diese zu perfektionieren.
Fotos by Martin Ladinig
24/07/24 16:41, Text: Paul Koller
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