TLV-Story: Leonhard Jäger – ein Kraftpaket lässt die Kugel fliegen

Alles begann in der vierten Klasse Volksschule bei einem Leichtathletik-Grand Prix in Reutte. Leonhard war zehn Jahre und stach im Vortexwurf heraus. Er dominierte in unterschiedlichen Disziplinen. Schnell war klar: Der Bub gehört in die Leichtathletik. Ein Naturtalent, das es zu entdecken galt. Über Schulfreund Jonathan Tschauko, selbst mehrfacher österreichischer Meister, fand er den Weg zum SV Reutte Leichtathletik. Dort war er in der U12 und U14 ziemlich unschlagbar.

 ”Viermal Gold bei einem Kids Cup“, erinnert sich Leonhard heute an seine Anfänge. Damals spielte ihm seine Größe in die Karten. Je älter er wurde, desto stärker kristallisierte sich seine wahre Stärke heraus: das Werfen.

Aus Reutte wurde eine Wurfhochburg 
In der U16 verlagerte sich der Fokus von Jäger endgültig auf die Wurfdisziplinen. Der große Durchbruch kam in der U18-Klasse, als er erstmals österreichischer Meister wurde. Im nächsten Jahr sogar doppelt. Er siegte in der U18- und auch in der U20-Klasse. 2023 war er auf Rang 27 der europäischen U20-Bestenliste im Kugelstoßen. Heute ist Leonhard Jäger amtierender Staatsmeister und U23-Meister in dieser Disziplin.

Mit Sophia Insam, Raffael Vent, Raphael Singer und Leonhard Jäger entwickelte sich der SV Reutte Leichtathletik unter der Leitung von Karin und Alexander Witting zu einer echten Wurfhochburg. Leonhard ist Teil des Erfolgsweges.

„Gemeinsam haben wir unzählige Stunden, Mühen und Emotionen in diesen Sport investiert – und es hat sich gelohnt. Österreichische Meistertitel waren die Folge, ein Traum, der ohne die beiden niemals Wirklichkeit geworden wäre. Besonders bleibt mir jener Moment in Erinnerung, als Karin und ich nur 15 cm von der Qualifikation zur U20-Weltmeisterschaft in Lima 2024 entfernt waren. So nah an der Weltspitze zu stehen war für mich nicht nur sportlich, sondern auch menschlich, eine prägende Erfahrung.“

„Es ist nicht nur die rohe Kraft, es ist Physik pur“
Als Physik-Liebhaber tüftelt Jäger mit Winkeln, Impulsübertragungen und Timing. Ein Terrain zwischen Wissenschaft und Schwerstarbeit. Darum setzt er auch auf die Drehstoß-Technik. Sie ist explosiv, technisch anspruchsvoll und effizient. Wer denkt, Kugelstoßen sei nur Kraft, irrt gewaltig. Hier geht es um perfekte Bewegungsabläufe, maximale Spannung  und darum, im richtigen Moment alles zu entladen.

2025 kam es zu einer Veränderung im Trainingssystem von Leonhard. Er trainiert nun mit Andreas Bücheler und Florian Partenfelder, oft auch mit Georg Harpf, dem Dritten der U20-Weltmeisterschaft, in München. Was ist neu, welches sind die größten Umstellungen? „Die Länge und die Intensität der Einheiten. Da war Umdenken angesagt.“

Das Menü ist umfangreich: 210 Einheiten pro Halbjahr, Krafteinheiten von bis zu 3,5 Stunden, Wurfeinheiten mit 70 bis 90 Stößen. Wer mit 130 Kilo und 175 Kilo auf der Bank mit vier Wiederholungen arbeitet, der kennt und macht keine halben Sachen. 

„Masse ist die Basis – aber Qualität entscheidet“
Dass ein Leistungssportler McDonald’s als Sponsor hat, wirkt auf den ersten Blick überraschend, ist aber clever eingefädelt. Dank familiärer Kontakte wurde ein McDonald's-Franchisenehmer auf den jungen Athleten aufmerksam … und war begeistert. Heute trägt Leonhard stolz seine Kappe mit den Logos von McDonald's und der Highline 179. Sein Lieblingsmenü? Ganz pragmatisch: eine 20er-Box gefüllt mit Chicken McNuggets®.

„Viel bringt viel“ ist bei Jäger keine Floskel. Vor Wettkämpfen gibt's Rührei aus sechs bis acht Eiern, Joghurt mit Früchten und gerne auch ein Stück Kuchen. 240 bis 260 Gramm Eiweiß täglich in Form von Fleisch, Eiern, Whey-Protein, Bohnen und gesunden Fetten sind Standard. 

Leonhard Jäger denkt groß – und schwer. Kurzfristig will er sich bei Top-Meetings in Europa etablieren und 2026 wieder Staatsmeister werden. Mittelfristig hat er für 2027 die U23-Europameisterschaft im Visier.

Wäre er nicht Kugelstoßer, wäre Jäger wahrscheinlich ein Kreisläufer am Handballfeld. Oder ein gefürchteter Tight End am Football-Rasen. Aber für Österreichs Leichtathletik ist es ein Glück, dass er sich für den Wurfkreis entschieden hat.

Foto: ÖLV / Wolfgang Amri