TLV-Story: Philipp Koch tauscht Track gegen Trail
Zu Philipp Koch (TS Innsbruck) gibt es auf der ÖLV-Homepage in seinem Profil eine breite Disziplinen-Palette zum Nachlesen. Kenner:innen der Tiroler Leichtathletik-Szene erinnern sich noch an seinen österreichischen Meistertitel in der Altersklasse U16 über 100 m Hürden. Die letzten Wettkämpfe auf der Bahn liegen aber fast zwei Jahre zurück. Die Faszination Berg hat ihn immer schon begleitet. Von Kindesbeinen an war er in den Bergen unterwegs – beim Klettern, Bergsteigen oder auf Skitouren.
Philipp suchte schon früh eigene Herausforderungen
Auch während seiner aktiven Sprinterzeit bei der TS Innsbruck machte er kilometerlange Märsche und Skitouren. Outdoor-Übernachtungen im Schlafsack jenseits der Waldgrenze waren keine Seltenheit. Die Natur faszinierte ihn, und bald fand er im Trailrunning die perfekte Verbindung aus sportlicher Herausforderung und Naturerlebnis. Was neben der Leichtathletik nur gelegentlich vorkam, intensivierte sich in den letzten Jahren.
„In der Zeit nach der Leichtathletik bin ich zwar viel aus Spaß gelaufen und war auch regelmäßig in den Bergen unterwegs, doch mir fehlte etwas – und das war die wettkampforientierte Seite des Laufens, wie ich später feststellte. So bin ich zum Trailrunning und zu Wettkämpfen gekommen.“
Anfang Mai setzte er mit dem Sieg beim Young Talents Race ein Ausrufezeichen in der Berglauf-Szene. Der 19-jährige Götzner dominierte das U20-Rennen des neu ins Leben gerufenen Trail Youngsters Cup in Innsbruck. Er distanzierte den Zweitplatzierten auf der 7,3 Kilometer und 250 Höhenmeter langen Strecke um über eine Minute.
Trailrunning: Wo jeder Lauf zum Abenteuer wird
Für Philipp bedeutet Trailrunning vor allem eines: Freiheit. Das schnelle Vorankommen in anspruchsvollem Gelände allein mit eigener Kraft empfindet er als das ultimative Lauferlebnis. Im Gegensatz zur strukturierten Leichtathletik schätzt er am Trailrunning die ständige Anpassung an wechselnde Bedingungen – jeder Lauf stellt eine neue, individuelle Herausforderung dar. Auch wenn Sprint und Berglauf weit auseinanderliegen, profitiert der Rookie auf dem steinigen Terrain von seinen Erfahrungen in der Leichtathletik. Durch seine früheren Leichtathletik-Coaches Olivia Raffelsberger und Hermann Juen erhielt Philipp eine fundierte Basis in Athletik und Trainingslehre – ein Fundament, das ihm heute beim Trailrunning zugutekommt. Elemente des Krafttrainings, Rumpfstabilität und Intervalle spielen auch heute eine zentrale Rolle in seinem Training.
Der Wechsel vom Sprintbereich zum Trailrunning war für Philipp eine gefühlte Kehrtwende um 180 Grad – mit vielen Veränderungen. Auch wenn ihm das Gelände durch seine Kindheit in den Bergen vertraut war, stellte die Umstellung auf stundenlange Rennen eine große körperliche und mentale Herausforderung dar. Besonders die Anpassung von kurzen, intensiven Belastungen hin zu langen Ausdauerleistungen erforderte Zeit und Geduld. Anfänglich hatte er das Gefühl, nur dazuzugehören, wenn man sofort die ganz langen Distanzen läuft. Rennen wie der UTMB oder der Western States 100 faszinieren ihn nach wie vor – doch heute weiß er, dass ein schrittweiser Aufbau auf kürzeren Strecken langfristig die bessere Grundlage für seine Entwicklung ist.
Transformation und Selbstexperiment
„Ich konnte viele Grundprinzipien aus der Leichtathletik in das Trailrunning mitnehmen, beschäftige mich aber auch intensiv mit dem sportartspezifischen Training und experimentiere selbst auch oft. Obwohl es bisher gut funktioniert hat, wäre eine professionelle Unterstützung im Training für die nächsten Zeit für meine Entwicklung sicher nicht verkehrt. Ich lege als Ausdauersportler, der ich jetzt bin, viel Wert darauf, die Grundlagenausdauer zu trainieren, darum habe ich im Winter viel Volumen mit Skitouren gemacht und dazu zahlreiche Stunden im Kraftraum verbracht. Ich bin sehr diszipliniert und trainiere gerne hart. Gleichzeitig kenne ich aber meinen Körper mittlerweile ziemlich gut und kann somit gut einschätzen, ob ich wirklich eine Pause brauche, oder ob es nur Faulheit ist, die mich daheim hält.“
Fahrplan 2025: Zwischen Zwischenzeiten und großen Zielen
Für die Saison 2025 hat sich Philipp einige Rennen vorgenommen. Zwei Bewerbe stehen dabei besonders im Fokus. Ende Juni startet er beim U20-Rennen, dem „Marathon du Mont Blanc“, in Chamonix – ein Highlight, nicht nur sportlich, sondern auch wegen der beeindruckenden Kulisse. Das übergeordnete Ziel bleibt heuer jedoch die Qualifikation für die Trailrunning-Weltmeisterschaft im Herbst in Canfranc/Spanien.
Die Leichtathletik, insbesondere die Trainingsgruppe, haben für Philipp eine besondere Bedeutung. Heuer war er wieder beim Trainingslager in Senigallia dabei. Die Trainings unterscheiden sich dabei deutlich, doch die Freizeit wurde gemeinsam genutzt. Die Mentalität, wie alle den Sport leben und lieben, verbindet weiterhin. Eine 100%-ige Rückkehr auf die Laufbahn schließt der Berglauf-Rookie aus.
„Ich blicke mit Zufriedenheit auf die Zeit in der Leichtathletik zurück, habe aber jetzt etwas gefunden, das mir richtig Spaß bereitet: Nicht Hürden und die Sandgrube, sondern die Berge und die Trails sind jetzt meine Leidenschaft.“
Fotos: Hermann Juen
21/05/25 08:23, Text: Olivia Raffelsberger
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