Riccardo Klotz verpasst Hallen-EM-Teilnahme denkbar knapp
Seit der Weltverband das World Ranking eingeführt hat, gibt es zwei Möglichkeiten sich für eine internationale Meisterschaft zu qualifizieren. Entweder man springt das geforderte Limit und ist direkt qualifiziert oder man muss den Weg über das World Ranking gehen und kann sich über dieses für die restlichen Startplätze qualifizieren. Da aufgrund dieses Qualifikationssystems die Limits deutlich angehoben wurden (das Limit lag bei 5,82m für den Stabhochsprung der Männer) war das Ziel von Klotz, sich – wie bei der Freiluft-EM 2022 in München – wieder über das World Ranking zu qualifizieren. In dieses fließen die besten 5 Leistungen der letzten 12 Monate ein. Dabei gilt es auch gute Platzierungen bei hoch bewerteten Meetings zu erreichen, da zu den Punkten für die erreichte Leistung auch noch Bonuspunkte für die Platzierung hinzukommen.
Aus diesem Grund startete Klotz in den letzten Wochen bei einigen hochkarätigen Meetings. Darunter auch in Gent (Meeting-Kategorie C) und in Belgrad (Meetings-Kategorie B). Leider verliefen die Wettkämpfe nicht ganz nach Wunsch und konnten zu keiner Verbesserung im World-Ranking beitragen. Erst am vorletzten Wochenende – dem letzten Wochenende des Qualifikationszeitraum – ging bei Klotz der Knopf auf. Bei den Staatsmeisterschaften in Linz konnte er sich den Sieg souverän mit neuem Tiroler Hallenrekord von 5,52m sichern. Diese Leistung führte zu einer Punkteverbesserung im World-Ranking, mit der Klotz sich auch um drei Plätze (nun Platz 51) verbessern konnte. In der bereinigten Liste für die Europameisterschaft, in der nur Europäer aufscheinen ("Road to Istanbul"), fand sich Klotz damit zum Ende des Qualifikationszeitraumes auf Platz 19 wieder. Bitter, da genau 18 Athleten bei der Europameisterschaft starten dürfen.
Wie wichtig die Teilnahme bei hoch bewerteten Meetings und das dortige gute Abschneiden ist, demonstriert folgende Tatsache. Der Athlet auf Rang 18 der „Road to Istanbul“ – und damit der letzte Athlet, der sich qualifizieren konnte – Dominik Alberto (SUI) sprang bei den 5 Wettkämpfen, die in das World Ranking einflossen, im Schnitt um fast 4 cm weniger hoch als Klotz, konnte aber mehr Bonuspunkte sammeln. Dies und die Tatsache, dass auf Rang 20 – also hinter Klotz – der Weltmeister von 2011 und Hallen-Europameister von 2019 Paweł Wojciechowski (POL) aufscheint, zeigt das mittlerweile hohe Niveau der Leistungen des Tiroler Spitzenathleten.
Riccardo Klotz:
"Also eigentlich wäre das Training für die Saison sehr gut verlaufen. Ich habe wieder gute Fortschritte machen können, aber leider hat es im Wettkampf nie so geklappt. Ich war immer ein bisschen vorsichtig mit allem und das geht jetzt leider auf dem Niveau nicht mehr, da muss immer Vollgas sein und das habe ich bei der Staats dann gemacht, daher die 5.52m.
Die Hallen EM war eigentlich nie so ganz auf unserem Radar, weil 18 Plätze sehr wenig sind. Der Grund, dass ich es jetzt so knapp verpasst habe, war eigentlich auch eher, dass einige Athleten wie Mondo (Anmerkung: Armand Duplantis) abgsagt haben.
Es war ein wenig ärgerlich, dass es halt so knapp war. Vor allem weil ich die Chancen gehabt hätte. Aber bei uns ist eigentlich schon der Fokus voll auf Budapest (Anmerkung: Leichtathletik-Weltmeisterschaften 19.-27.08.2023), um da nicht nur die Quali zu schaffen, sondern auch in einem gewissen Rahmen konkurrenzfähig zu sein.
Mit dem World Ranking ist es daher ein bisschen ärgerlich, aber wir stehen gerade am Anfang der Arbeit mit einem deutschen Manager, der uns in gute Meetings hilft, und daher sind die Aussichten auf Budapest viel besser,
vor allem um dann konkurrenzfähig zu sein. In München zB (Anmerkung: Leichtathletik-Europameisterschaften 2022) war es schwer, weil es schon der 13. Wettkampf war und ich die ganze Energie für die Quali gebraucht habe und dann war dort nicht mehr viel Dampf über.
Also ja, voller Fokus auf Budapest und vielleicht mit am Stück Glück sogar die Chance auf ein Finale."
Thomas Neuhauser (Trainer/Vater):
„Es ist schon enttäuschend, aber wir haben es selber vergeben. Die Sprünge waren gut. Leider haben wir im Vergleich zur Freiluftsaison 2022 den Abstand mit den Ständern nicht richtig hinbekommen. Der Sprung bei den Staatsmeisterschaften über 5,52m wäre auch über 5,60m oder 5,65m gegangen. Aber auch, wenn Ricci 5,52m bei den höher bewerteten Meetings in Gent und in Belgrad springt, wären wir durch die dort vergebenen Bonuspunkte bei der EM dabei.
Was die Hallensaison deutlich erleichtert hat, war meine Teilzeit-Anstellung als Trainer beim TLV. Wir konnten zu den Meetings bereits am Vortag anreisen und mussten auch nicht sofort wieder heim, weil ich arbeiten musste. So konnten wir auch mehr Kontakt zu anderen Trainern und Athleten herstellen.“
Foto: (c) ÖLV/Robert Katzenbeißer
26/02/23 18:32, Text: Lukas Haas
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